VENT D´AUBRAC, der Wind von Aubrac
Im Jahre 1120 wurde der Edelmann Adalard Eyne auf einer Pilgerfahrt nach Santiago de Compostela, bekannt als Endstation des Jakobsweges, zuerst von Banditen angegriffen, um anschließend auch noch unter einem Schneesturm schier begraben.
Sein Überleben dieser Heimsuchungen „an einem Ort des Schreckens und der Einsamkeit" in dem es Wildschweine, Räuber und Pilger gab, sonst jedoch nichts, deutete der edle Diener des Grafen von Flandern als ein Zeichen Gottes.
Aus Dankbarkeit begründete er ein Hospiz mit Kirche an dieser Stelle, das nach seinem Tod den Regeln des heiligen Augustinus entsprechend geführt wurde.
Der kleine Ort Aubrac umgibt diese Klosteranlage.
Die Mönche des Klosters widmeten sich der Züchtung von robusten Rindern, die nur dann Milch geben, wenn ihre Nachkommenschaft bei ihnen sein darf, das ist heute so wie damals, sowie der Käseherstellung. In Burons, den kleinen Steinhäusern mit Schieferdächern, wurden die Buronniers untergebracht, die sich um die Herden, die Käseproduktion und die Erhaltung der Landschaft kümmerten.
So sah Buro- arbeit im 12. Jahrhundert aus. Natur, frische Luft, gesundes Essen, Rindviecher mit Grundsätzen.
Dabei konnte nur wenig Werkzeug untergebracht werden. Ein Messer wurde zur ständigen Begleitung auf Reisen, während der Arbeit und des Gebetes. Die Klinge steckte man ins Brot, drumherum verharrten dann alle ganz andächtig. „Hunger" knurrten die Mägen. Heute noch werden die typischen Messer mit einem Kreuz des Herrn versehen.
„Das Kreuz des Buronnier" sagen die Herren von VENT D´AUBRAC dazu.
Ich darf Ihnen die Messieurs im Einzelnen vorstellen?
Michel FRAYSSOU, Schmied von Beruf und Berufung und Begründer von VENT D´AUBRAC. Seit 30 Jahren folgt er seinem Motto: Leidenschaft ist ein Glück.
So perfektionierte er sein Können bei FORGE DE LAGUIOLE. 2007 lehrte ihn Jean-Jacques Astier, wie man nur mit einem Hammer und einem Amboss Damast auf alte Weise herstellt.
Noch ehe Frayssou im Jahr 2008 VENT D `AUBRAC gründete. Auf der Place de la Patte d'Oie in Laguiole, also dem Gänsefuß, präsentierte er seine Erfindungen, sowie seine Schmiedekunst. Kleine Etuden, Fingerübungen werden mit Stahl von Rechenzähnen und Ketten von gleichnamigen Sägen exerziert.
Heute ist Filius Guillaume, nachdem ihn Raymon Rosa, ein Kunstmessermacher ausgiebig unter seinen Fittichen beherbergt hatte,
gemeinsam mit dem Vater in der eigenen Schmiedewerkstätte am sich Austoben. Insbesondere die Herstellung von „Damas Explosion" gilt als Herzensangelegenheit.
Jede Damaskusklinge besteht aus drei verschiedenen Stählen. Da gibt es gar kein Vertun.
2015 ergab sich eine entscheidende Wendung, indem zwei der „Besten Handwerker Frankreichs" sich dazu gesellten.
Der Adelstitel des Handwerkers ging an Jean-Michel CAYRON, Meilleur Ouvrier de France des Jahres 2007, als auch 2011 und Jérôme LAMIC, ausgezeichnet mit demselben Titel im Jahre 2015 als Jüngster im Ältestenrat. Beide Besteckmacher.
Die nahmen noch Cyrille MANELPHE ins Schlepptau, war der doch auch frisch gekürter „Bester Handwerker" der Grande Nation im Segment Jagdmesser des Jahres 2015.
Eine Auszeichnung, die ihm bereits ein paar Jahre davor zukommen hätte sollen. Er hielt sie ja bereits in Händen, wähnte sich am Ziele angekommen, den Lorbeerkranz geflochten, nahezu auf dem Scheitel platziert, pling! ging, es als eine Feder im präsentierten vermeintlichen Meisterstück brach und ihm das Herz genauso.
Hinfallen, aufstehen, Krönchen richten sagte sich der Cyrille. Dann klappt` s auch mit der Auszeichnung, recht hatte er. MOF, Meilleur Ouvrier de France, steht auch auf seiner Arbeitskluft, die aussieht wie das Hemd eines Kochs. Mit der Tricolor in Blau, Weiß, Rot am Kragen.
Seit 2017 gehört er ebenso zu VENT D´AUBRAC, schon lange nicht mehr Ort des Schreckens und der Einsamkeit. Nur der Wind da oben auf dem Hochplateau, oh lala, eben VENT D`AUBRAC.
© Erda Spitz von Findig